Buch 2023

2. Arts and Health: Good Practice International

2.1. WHO Collaborating Centre for Arts and Health

Ein internationales Forschungszentrum

Edith Wolf Perez 

Im Oktober 2021 wurde das WHO Collaborating Centre for Arts and Health am University College London (UCL) eröffnet. Es ist das einzige Forschungszentrum seiner Art und baut auf einer vorangegangenen vierjährigen Zusammenarbeit zwischen dem UCL und dem WHO-Regionalbüro Europa zu Kunst und Gesundheit auf, in deren Rahmen der Health Evidence Synthesis Report “What is the evidence of the role of the arts in improving health and well-being” veröffentlicht wurde.

Das Collaboration Centre arbeitet an der Analyse und Verbreitung von Daten aus Kohorten-Längsschnittstudien über die langfristigen Auswirkungen von Kunst und kulturellem Engagement auf die geistige und körperliche Gesundheit und die diesen Auswirkungen zugrunde liegenden Mechanismen. Es wird auch mit Regierungen auf internationaler Ebene zusammenarbeiten, um Strategien zu entwickeln, die die Nutzung der Künste zur Erreichung globaler Entwicklungsziele unterstützen, z. B. mit Projekten wie “Breathe Melodies for Mums”.

 

2.2. Vereinigtes Königreich

Die Blaupause

Alexandra Coulter, Veronica Franklin Gould, Andrew McWilliams 

Akteurinnen aus Kunst, Gesundheitswesen und Politik haben im Vereinigten Königreich seit Beginn dieses Jahrhunderts Pionierarbeit im Bereich Kunst und Gesundheit geleistet, der sich inzwischen zu einer weltweiten Bewegung entwickelt hat. Im Vereinigten Königreich gibt es zahlreiche Projekte, eine solide Evidenzbasis und eine lebhafte Debatte über die Rolle der Künste für die Gesundheit. Im Jahr 2017 veröffentlichte die All-Party Parliamentary Group on Arts, Health and Wellbeing den Bericht: “Creative Health: The Arts for Health and Wellbeing”, der zur Einrichtung eines Nationalen Zentrums für kreative Gesundheit als Dreh- und Angelpunkt eines Netzwerks von Schlüsselakteuren des Gesundheits- und Kultursektors geführt hat. Social Prescribing hat auf lokaler Ebene Interventionen im Bereich Kunst für Gesundheit gefördert. Die Organisation Arts4Dementia hat ein landesweites Netzwerk und eine Datenbank mit demenzfreundlichen Veranstaltungen aufgebaut.

 

2.3. Finnland

Kunst und Kultur in einem sich wandelnden Sozial- und Gesundheitssystem

Liisa Laitinen 

Gegenwärtig wird in Finnland die Perspektive von Kunst und Gesundheit hauptsächlich im Rahmen der präventiven Gesundheitsförderung berücksichtigt. In vielen Gemeinden sind Kunst und Kultur bereits in den kommunalen Wohlfahrtsbericht aufgenommen worden, der ein rechtliches Dokument, ein Instrument für die Planung, Bewertung und Monitoring der kommunalen Wohlfahrtspolitik ist.

Was das Monitoring betrifft, so war eine der wichtigsten Entwicklungen der letzten Jahre die Einbeziehung der Kultur in einen Online-Dienst, der die Planung und das Management der Gesundheits- und Sozialförderung einschließlich kultureller Aktivitäten auf kommunaler und regionaler Ebene beschreibt und unterstützt.

Im neuen Umsetzungsplan des Regierungsbeschlusses “Förderung von Wohlbefinden, Gesundheit und Sicherheit 2030”, der im April 2021 veröffentlicht wurde, spielen Kunst und Kultur eine wichtige Rolle. So fördert der Plan beispielsweise die Einführung partizipativer kultureller Praktiken auf nationaler Ebene und die Nutzung von Kunst und Kultur als Teil der psychischen Gesundheitskompetenz. Er enthält auch strenge Leitlinien für die Förderung und Durchführung von “Arts and Health”-Aktivitäten in Zusammenarbeit mit den Regierungsstellen.

 

2.4. Dänemark

Mit einigen Bezügen zu Norwegen und Schweden

Dorothy Conaghan 

Innerhalb des nationalen Empfehlungsrahmens Dänemarks ist die kontinuierliche Beschäftigung von Musiktherapeutinnen im Hospizbereich ein nachhaltiger Erfolg.

Auch in Norwegen erkennt die staatliche Gesundheitsbehörde die Musiktherapie für die Behandlung von Menschen mit Demenz an und finanziert sie. Die Empfehlungen werden von Ärztinnen und Musiktherapeutinnen ausgesprochen, so dass ein effektiver Prozess der Patientinnenbetreuung realisiert werden kann.

Im Gegensatz zu projektbasierten Initiativen sind dies Beispiele dafür, wie die Künste durch eine echte und gleichberechtigte partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Künstlerinnen und Fachleuten des Gesundheitswesens in ein Gesundheitssystem eingebettet werden können.

 

2.5. Die Niederlande

Das Beispiel der Provinz Fryslân (Westfriesland)

Geke Walsma 

In den Niederlanden liefert die nationale Regierung die Rechtsgrundlage für die Umsetzung politischer Maßnahmen in den Provinzen und Gemeinden. Das Ministerium für Gesundheit, Wohlfahrt und Sport und das Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft verfügen noch nicht über eine gemeinsame Politik zur Förderung der Integration von Kunst und Kultur in die Gesundheitsversorgung.

Die Rolle von Provinzen wie Fryslân (Friesland) im Bereich der Kultur besteht darin, die Vielfalt und Verbreitung von Kultureinrichtungen in ihrer Region zu fördern. In der Kulturpolitik der Provinz (2017-2020) wurde jedoch bereits ausdrücklich festgestellt, dass Kultur, Sport und Bildung stärker mit Gesundheit und Wohlfahrt verknüpft werden sollen. Zunächst lag der Fokus vor allem auf älteren Menschen. Im kulturpolitischen Bericht mit dem Titel “Neues Podium 2021-2024” sind die Ziele für “Kultur in der Gesellschaft” nicht mehr auf ältere Menschen beschränkt. In Fryslân (Friesland) reichen die Interventionen im Bereich Kunst und Gesundheit von Projekten mit hohem künstlerischen Wert, bei denen Kultur- und Gesundheitsexpertinnen gleichermaßen zusammenarbeiten, bis hin zu kleineren Projekten, die auf einer stärkeren lokalen Kooperation beruhen und bei denen die soziale Teilhabe im Mittelpunkt steht.

 

2.6. Republik Irland

Arts and Health im Sinne des Subsidiaritätsprinzips

Dorothy Conaghan 

„Arts and Health“-Programme werden in Irland in einer Reihe von Gesundheitseinrichtungen durchgeführt. Die Projekte werden zumeist von Künstlerinnen initiiert und finden nur dann statt, wenn eine ausreichende Finanzierung sichergestellt werden kann, die in der Regel von einer Vielzahl von Partnern stammt. Es gab kein Beispiel und keinen Bericht über ein „Arts and Health”-Projekt, das entweder von Fachleuten aus dem Gesundheitswesen und/oder von der Personengruppe, an die sich das Projekt richtete, finanziert wurde.

Eine Reihe von nationalen Politiken erkennt die Verbindung zwischen Kunst und Wohlbefinden und den Wert und Nutzen einer solchen Überschneidung an, aber die Überbrückung der Kluft bei der Umsetzung der Politik bleibt eine Herausforderung. Die Bemühungen, diese Kluft zu überbrücken, spiegeln sich in RENEW wider, einer Partnerschaft von vier Stakeholder-Organisationen. Diese Partnerschaft befindet sich jedoch noch in einem frühen Stadium ihres Bestehens, so dass Auswirkungen auf die Entwicklung eines strategischen Ansatzes für die Politik und die Umsetzung von Kunst und Gesundheit in Irland noch nicht absehbar sind.

 

2.7. Highlights aus den USA

Arts and Health als Thema der größten Kulturinstitutionen

Jennifer Davison 

Unter dem Begriff “Arts in Health” oder “Neuroarts” ist in den Vereinigten Staaten und Kanada ein dynamischer Prozess im Gange, der zur Entstehung eines potenziell transformativen neuen Bereichs in den Bereichen Kunst, Gesundheit und Wohlbefinden führt. Hauptakteure sind die Longwood Symphony an der Harvard University, ein Orchester aus Ärztinnen und Studentinnen mit dem begleitenden Rahmenprogramm “The Healing Art of Music“; das Shands Arts in Medicine Center an der University of Florida; “Healing Arts New York”, eine Zusammenarbeit zwischen dem Metropolitan Museum of Art und der New York University;  oder das “Sound Health Network”, eine Partnerschaft zwischen den National Institutes of Health (NIH), dem John F. Kennedy Center for the Performing Arts, der Arts Endowment und der Sopranistin Renée Fleming, der künstlerischen Beraterin des Zentrums.