1. Wissenschaftliche Kontextualisierung

1.1. Was ist Arts and/for/in/within Health?

Versuch einer Begriffsbestimmung

Edith Wolf Perez 

Obwohl es in der Literatur keine grundsätzliche Unterscheidung zwischen Kunst und/für/in/mit Gesundheit gibt, nehmen wir in dieser Publikation die folgende Unterscheidung vor. „Arts and Health” bezieht sich auf künstlerische und kulturelle Aktivitäten im Kontext von Gesundheit und Wohlbefinden. “Arts for Health” bezieht sich auf nicht-therapeutische Interventionen, die sich auf den künstlerischen Prozess konzentrieren und in der Regel von professionellen Künstlerinnen geleitet werden, und gilt als Weiterentwicklung des Konzepts der Community Arts. Wir verwenden die englischen Begriffe, da es sich bei der Arts and Health Praxis um eine globale Bewegung handelt. Kunsttherapien sind meist klinisch-psychotherapeutische Behandlungen, die künstlerische Aktivitäten unter der Leitung von ausgebildeten Therapeutinnen beinhalten. Diese Unterscheidung ist aufgrund des besonderen rechtlichen Status der Musiktherapie in Österreich notwendig.

1.2. Arts and Health: Die Evidenzlage laut WHO

Eine Zusammenfassung

Edith Wolf Perez, Katherine Dedich 

2019 veröffentlichte das Europäische Büro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die 67. Ausgabe des Syntheseberichts seines Health Evidence Network: In “What is the evidence on the role of the arts in improving health and wellbeing. A scoping review” untersuchen die Autorinnen Daisy Fancourt und Saoirse Finn 900 Publikationen, in denen insgesamt 3.000 Studien vorgestellt wurden. Um der Thematik gerecht zu werden, wählten sie einen inter- und transdisziplinären Ansatz und untersuchten Studien aus den Bereichen Medizin, Neurowissenschaften, Psychologie und Soziologie. Sie führten quantitative Meta-Analysen, qualitative Meta-Synthesen und Einzelstudien zusammen. Der WHO-Bericht bietet uns derzeit den umfassendsten Überblick über die Forschung zur Wirkung der Künste im Zusammenhang mit Gesundheit und Wohlbefinden. Beispiele für bewährte Verfahren beziehen sich auf Projekte zur Förderung des sozialen Zusammenhalts und zur Behandlung von Demenzerkrankungen.

1.3. »Arts and Health«-Evaluierungen

Robuste Studienlage?

Andrew McWilliams, Edith Wolf Perez 

In der Wirkungsforschung von Arts and Health Interventionen gibt es kein standardisiertes Design, sondern eine Fülle von Methoden und Ansätzen. Neben wissenschaftlichen Strategien aus Medizin, Psychologie oder Soziologie, die künstlerische Prozesse im Hinblick auf ihre Wirkung auf die Beteiligten untersuchen, sollten auch kulturgeschichtliche und kunstimmanente Faktoren berücksichtigt werden. Ein interdisziplinärer Ansatz und eine entsprechende Zusammensetzung des Teams sind wünschenswert. Bei der Erarbeitung von wissenschaftlichen Belegen für die Wirkung von Clownerie auf die Gesundheit orientieren sich die ROTE NASEN Clowndoktoren an einem Framework of Change als Grundlage für die Planung von Evaluationen.